Bleib behütet!

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Da wir uns schon seit 4 Monaten im Abstandhalten üben, sind neue Begrüßungs- und Abschiedsrituale entstanden.

„Wie geht es Dir? Bist Du gesund und Deine Lieben auch?“, werde ich oft als erstes gefragt, wenn ich jemanden treffe. Man berührt sich mit den Ellenbogen oder seitlich am Fuß und muss dabei lachen. „Fühl dich herzlich umarmt!“ sagen andere und lächeln besonders freundlich, als wollten sie die fehlende Berührung wettmachen. Ja, es stimmt, ich vermisse die Begrüßung per Handschlag, oder einer Freundin, die ich lange nicht gesehen habe, spontan um den Hals zu fallen. Aber die Wertschätzung und Anteilnahme aneinander findet in diesen Zeiten neue Wege, und das gibt mir Hoffnung.

Besonders freue ich mich, wenn mir jemand beim Abschied ein „Bleib behütet!“ mit auf den Weg gibt. Das  bedeutet viel mehr als „Alles Gute!“, was man sich ‚früher‘ – vor Coronazeiten –  manchmal auch etwas gedankenlos zugerufen hat, bevor man auseinanderging.

„Bleib behütet!“, das ist ein kleiner, liebevoller Segen, und ruft uns ins Gedächtnis, wie verletzlich das Leben sein kann. Wir haben es nicht in der Hand, ob uns Gutes widerfährt, oder ob wir durch ein finsteres Tal müssen. „Bleib behütet!“ – mit diesem Wunsch vertrauen wir einander Gott und seinem guten Geleit an, werden uns unserer eigenen Grenzen bewusst, versichern andere aber auch unserer guten Gedanken und unseres Mitgefühls.

Ich höre dabei immer auch: wir alle sind angewiesen auf Gottes segnende Hand, die er über uns hält, bis unsere Wege uns wieder zusammenführen.

Im Psalm 91 heißt es: Gott hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.

Dass Sie gesund und von Gottes Engeln gut behütet bleiben, das wünsche ich Ihnen!

Ihre Pfarrerin Annette Braun-Wolf