Das Krippenspiel und was dahintersteckt (1. Teil)

#1 Warum ich Sie einladen möchte, das Krippenspiel neu zu entdecken

Liebe Gemeinde!

Seit vier Jahren leite ich den Kinderchor „Friedensspatzen“ – und damit verbunden das alljährliche Krippenspiel. Mir persönlich liegt dieses „Theaterstück“ sehr am Herzen. Nach den Herbstferien beginnen wir die Proben, machen uns Stück für Stück auf den Weg nach Weihnachten. Mit jeder Probe kommt Weihnachten näher. Mit jeder Probe wächst die Aufregung. Kurz vor Weihnachten ist die Spannung fast unerträglich. Man kann den Heiligen Abend kaum erwarten. Und wenn es so weit ist, dann strahlen die Kinder mit der Festbeleuchtung um die Wette. Sind stolz, ihren Eltern, Großeltern und allen anderen zu präsentieren, was sie vorbereitet haben.

Dieser Zauber hat mir eigentlich schon immer gereicht, damit es für mich ohne Wenn und Aber dazugehört. Nun habe ich mir jedoch die Zeit genommen, mal hinter die „Kulisse“ zu schauen. Was steckt historisch hinter dem Krippenspiel? Wofür stehen alle Elemente? Wieso besteht ein Krippenspiel aus diesen ganzen Figuren? Dies muss doch einen besonderen Grund haben. Wenn man die Bibel aufschlägt, erkennt man, dass die Weihnachtsgeschichte aus zwei Evangelien zusammengewürfelt ist. In dem einen wird Jesus einfach nur geboren. Da steht nichts von Volkszählung, Herbergssuche und Stall. Es kommen lediglich „Weise aus dem Morgenland“, um einem König die Ehre zu erweisen. Es fehlen die Hirten, denen der Engel begegnet ist, aber die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten, um vom mordlustigen König Herodes zu fliehen, die wird erwähnt. Auf diese Bestandteile legt das Matthäusevangelium viel Wert. Erst im Lukasevangelium kommen die Hirten auf dem Felde zum Zug, die das Kind in der Krippe besuchen. Hier gibt es keinen Stern, keine Weisen und noch etwas fehlt: der genervte Herbergswirt, der die Heilige Familie erst einmal wegschickt. Noch nicht einmal ein Stall kommt vor.

Warum dann das Ganze? Sollte man es nicht ein wenig historisch glaubwürdiger darstellen? Da würde dann leider nicht viel übrig bleiben. Wir wissen, dass Jesus gelebt hat. Das ist historisch bewiesen. Mit seinem Tod haben sich verständlicherweise alle vier Evangelien befasst. Seine Geburt war für die Menschen damals uninteressanter. Wer lebt, der muss folglich auch geboren worden sein.

Aber etwa 80 Jahre nach seinem Tod wuchs das Interesse an Jesus Christus so sehr, dass die Menschen sich auch Gedanken um seine Geburt machten. Wahrscheinlich sammelten sie Informationen aus der Zeit, historische Fakten wurden zusammengetragen und man versuchte, sie in eine logische Reihenfolge zu bringen. Aber das reichte den Menschen danach nicht. Sein Tod war der Beginn unserer Weltreligion. Natürlich hat das seine Zeit gedauert. Dafür  mussten viele Jahre vergehen. Dem Apostel Paulus ist es unter anderen zu verdanken, dass er auf seinen drei Missionsreisen den Glauben an Jesus verbreitet hat. Dies hat er sehr erfolgreich getan. Aber wer war denn dieser Jesus, auf dessen Namen sich die Menschen da taufen ließen? Seine Botschaft kannten sie nun. Sie waren begeistert, zu der Gemeinschaft der Heiligen zu gehören, die am Ende ins Reich Gottes einziehen darf. Aber wie kommt man denn nun in das Reich Gottes? Was sind die Lehren Jesu?

Franz von Assisi war der erste, der versucht hat, in nur einem „Theaterstück“ sämtliche Botschaften Jesu zu vermitteln. In einem kleinen Dorf in Mittelitalien wurde zum ersten Mal im Jahre 1223 ein Krippenspiel aufgeführt. Seine Botschaft: Jesus ist der Retter der Welt. Weil er jedoch nur die Armen die Freiheit besaßen, ihn zu erkennen, wird er von den Reichen verstoßen und kommt in einem Stall zur Welt. Dies ist eine Anspielung auf den Bibelsatz: „Denn leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Lk 18,25)

In den folgenden Jahren kamen noch die Drei Weisen aus dem Morgenland hinzu. Seitdem gibt es Millionen von Varianten eines Krippenspiels.

Hinter jedem einzelnen Element verbirgt sich eine große Aussage. Viele kleine Puzzleteile, liebevoll aus der Historie zusammengesucht und zusammengefügt zu einem Bild. Das Bild der Geburt Jesu. Der Sohn Gottes, ist in Armut geboren. Er ist der Messias, der Retter. Mit seinem Kommen beginnt das Reich Gottes. Seine Herrschaft hat vor etwa 2023 Jahren begonnen und wird ewig anhalten. Schon seine Geburt schließt die gesamte Menschheit mit ein. Das erste Zeichen dafür, dass Gott seinen Bund mit uns allen schließen will.

Ich möchte Sie nun mitnehmen auf eine kleine Reise. Vor Weihnachten 2023 und 2024 werde ich Ihnen Stück für Stück einige Personen und Elemente vorstellen, die Sie alle aus einem Krippenspiel kennen. Damit für Sie die Weihnachtsgeschichte wieder zu etwas Besonderem wird.

Verena Kipp