Ein Bibelkreis in der evangelischen Kirchengemeinde Hilden bespricht zur Zeit den Brief des Apostels Paulus an die Römer. Hier teilt Cornelia Soldat Gedanken zu einzelnen Abschnitten.
Im vierten Kapitel des Römerbriefes diskutiert Paulus die Frage, ob man erst Jude sein musste, um Christ zu sein. Er verneint dies und verweist – ausgerechnet – auf den Urvater des Judentums, Abraham.
Abraham stammte aus Ur in Chaldäa und verließ sein Land, nachdem Gott ihn angesprochen hatte. Gott führte Abraham in das Land Kanaan, das wir heute als Palästina und Israel kennen. Er versprach ihm außerdem, dass er “ein großes Volk” werden würde. Das heißt, dass seine Nachkommen zahlreich wie die Sterne sein sollten.
Abraham und Gott haben im Alten Testament eine wechselvolle Geschichte miteinander. Es dauert lange, bis sie sich gegenseitig vertrauen können. Schließlich aber wissen sie beide, dass sie voneinander bekommen, was sie wollen. Abraham bekommt zwei Söhne und diese wiederum Söhne. Zum Zeichen, dass Gottes Bund mit Abraham erfüllt ist und dass Abraham Gott vollkommen vertraut, lässt Abraham sich beschneiden. Dies ist das äußere Zeichen seiner Verbundenheit mit Gott.
Abraham, so sagt Paulus, war am Anfang unbeschnitten und kein Jude. Trotzdem hat Gott ihn gerufen und war ihm immer treu, durch alle Proben und Probleme, die die beiden miteinander hatten. Es ist also nicht nötig, zuerst Jude und dann Christ zu werden.
Es reicht aus, Gottes Ruf zu folgen. Das Zeichen, das Christen bei ihrem Bund durch Gott empfangen, ist die Taufe. Sie reicht aus, um einen Menschen zum Christen zu machen. Das Christentum, so sagt Paulus, ist für alle offen, die von Gott angesprochen werden.
Manchmal merken wir erst sehr spät, wann und wo wir von Gott angesprochen wurden. Aber wir können sicher sein, dass er es irgendwann tut oder getan hat. Es heißt, aufmerksam zu sein. Dann tritt das in Kraft, was Paulus bereits so eindrucksvoll in den ersten Kapiteln des Römerbriefes beschrieben hat: voll mit heiligem Geist können wir uns dem anderen zuwenden und miteinander leben.
Cornelia Soldat
Gedanken zum Römerbrief – Kein Grund für Selbstgerechtigkeit