Hausgottesdienst – Gedanken von Samstag Abend

Eigentlich sollte am Sonntag die Einführung in das Amt als Presbyter stattfinden, und dann kam Corona und alles ist anders. Meine Buchhandlung läuft auf Notbetrieb, ich kann keine Seminare halten und ich muss zu Menschen Abstand halten.

Dann die Idee auf der Homepage mit dem Hausgottesdienst. Ich habe mir am Samstag den Vorschlag auf der Homepage ausgedruckt, mir meinen Raum vorbereitet, und war bereit für Sonntag. Bei einem letztem Blick auf meine Bücher hatte ich “Widerstand und Ergebung” von Dietrich Bonhoeffer in der Hand und ohne Nachzudenken das Lied “Von guten Mächten Wunderbar geborgen” im Ohr. Meine Gedanken fingen an zu kreisen, und nun sitze ich hier und bringe diese zu Papier. Vielleicht ist auch das eine Form des Hausgottesdienstes.

Dietrich Bonhoeffer hat dieses Gedicht in der Haft geschrieben, nicht wissend was mit ihm passieren wird, vielleicht ahnend welchen Weg er beschreiten muss.

Doch ich bin frei. Ich bin frei in meiner Entscheidung Verantwortung zu übernehmen, Abstand zu halten und meinen Tag zu gestalten. Ich bin frei meine Meinung zu sagen, ohne mit dem Tod bedroht zu werden, und doch kommen mir Zweifel und Ängste. Aber wenn ich mir das Lied Strophe für Strophe anschaue, gewinne ich Mut:

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Das ist das Versprechen, dass ich nicht allein bin. Gott ist still bei mir und wird mich behüten und trösten. Er ist bei mir in diesen schweren Tagen und will mit mir in die Zukunft gehen.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Das ist eine Aufforderung mich zu prüfen. Mit wem habe ich noch einen nicht ausgetragen Konflikt? Wem bin ich nicht gerecht geworden? Kann ich versuchen, dies zu bereinigen? Es ist die Bitte, meine Ängste zu erhören und mir Gottvertrauen zu geben.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Diese Strophe hat mich immer verstört. Warum soll ich einen schweren mit Leid gefüllten Kelch voller Dankbarkeit und ohne Zittern nehmen? Je mehr ich darüber nachdenke, ist dies für mich die Erinnerung zur Nachfolge. Gott wird mir nicht mehr abverlangen, als ich ertragen kann, denn er ist gut.  

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Und dann der Kehrvers, die Erinnerung, dass Gott immer bei mir ist, und ich von ihm geborgen bin. Ich bin in seiner Hand und kann so ruhig warten, was kommt. Ich muss nicht passiv sein und alles mit mir geschehen lassen, aber ich kann in dem Bewusstsein leben, dass Gott bei mir ist. Dies wird mir auch in jedem Gottesdienst bewusst, wenn in den Abkündigungen aus Römer 14,8 zitiert wird.

Denn sowohl wir leben, leben wir dem Herrn, als auch wenn wir sterben, sterben wir dem Herrn. Sowohl wenn wir sterben, wie wenn wir leben, sind wir des Herrn.

Ich finde diesen Gedanken tröstlich und er gibt mir Kraft.

Ich wünsche Ihnen in den nächsten Tagen viel Kraft, Mut und das Vertrauen darauf, dass wir behütet in Gottes Hand sind. Am Sonntag werde ich wieder um 10:00h eine Kerze anzünden und zu Hause Gottesdienst feiern, mit dem Gedanken, dass in vielen Haushalten in Hilden dies auch geschieht.

Christoph Simons