Vor allem der Religionsunterricht in der Oberstufe regt Schülerinnen und Schüler dazu an, sich kritisch mit der Kirche und dem Glauben auseinanderzusetzen. So beschäftigt man sich mit der Theodizeefrage, Gotteskritik und Gottesbeweisen. Außerdem mit der Rolle der Kirche im Nationalsozialismus und einer Vielzahl an Gottesbildern durch das Lesen von Texten vieler Philosophen und Theologen.
Diese abstrakte Auseinandersetzung mit dem Glauben eröffnet eine andere Sicht auf Religion, die im Gottesdienst nicht in dieser Form vertreten ist. Für viele auch nicht gläubig Erzogene kann es interessant sein, sich mit den Sichtweisen von Theologen auseinanderzusetzen, aber es gibt keine Verbindung zur Tradition des Gottesdienstes. Das bedeutet allerdings nicht, dass Religionsunterricht alle Jugendlichen zu Atheisten macht. Es ist vielmehr die Differenz zwischen Kirche und dieser Vermittlung der Religion, die es nicht mehr nötig macht den Gottesdienst zu besuchen.
Trotzdem geht es im Unterricht auch um Jesus, die Evangelien und die Bedeutung von Nächstenliebe im Glauben, aber auch in diesem Aspekt wird hinterfragt und ins richtige Leben übertragen.
Natürlich kann auch der Gottesdienst Denkanstöße und Auseinandersetzung mit Theologie bieten, allerdings sind 20 Minuten Predigt einmal in der Woche dabei weniger ergiebig, als drei mal 45 Minuten Unterricht. Wenn Religionsunterricht in der Schule gut und interessant gestaltet ist, gibt es dort keine Verpflichtung an Gott oder die Geschichten aus der Bibel zu glauben. Die abstrakte Auseinandersetzung fehlt oftmals in der Kirche, wo, richtiger Weise, Fokus auf Glauben gesetzt wird. Weil dieser nicht bei jedem Jugendlichen gegeben ist, ist es schwierig sich auf Kirche einzulassen.
Zinaida Soldat
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