Der 23. Psalm hat für die meisten Christen einen hohen Stellenwert. Mancher kennt ihn seit seiner Kindheit auswendig. Er erinnert an Zeiten, in denen Zuversicht und Hilfe erwartet wurden. Gilt das auch heute für uns in der Coronakrise? Viele haben Angst, viele erkranken, viele werden gesund, viele sterben auch. Unser Zusammenleben hat sich verändert.
Der Psalm wird dem König David zugeschrieben. David, der als junger Mann selbst ein Hirte war, hat ihn in schweren Situationen seines Lebens zu Gott gebetet. Das Hirtesein war vor 3000 Jahren sicher eine gefährliche Arbeit. Zudem wurde David persönlich verfolgt und musste sich in gebirgigem Gelände verstecken. Aber er wandte sich an Gott als den guten Hirten.
Ich lade Sie ein, mit mir dieses Gebet Satz für Satz zu bedenken.
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Wenn ich mit „Der Herr ist mein Hirte“ beginne, treffe ich die Entscheidung, dass ich diesem Hirten folgen will. „Mir wird nichts mangeln“ – dieser Satz eröffnet einen Raum des Friedens und der Ruhe – aus der Gewissheit, dass meine tiefsten Bedürfnisse bei Gott wirklich gestillt sind.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser – er erquicket meine Seele
Gott will meine Seele erquicken – das heißt: erfrischen, auftanken, neu auffüllen. Es ist frische Energie für den Alltag. Er flüstert mir zu, wie viel ich ihm bedeute. Ich fühle mich Gott ganz nah.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willlen.
So wie ich meine Schritte lenke, lenkt er mich auf dem richtigen Weg. Ich weiß nicht genau, wo es im Alltag hingeht. Und ich kann auch nicht die Verantwortung dafür übernehmen, dass ich am Ziel ankomme. Aber er kann das. Gott steht für mich ein.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Bisher war es mir nicht aufgefallen. Aber im finsteren Tal erkenne ich im Psalm den Wechsel vom Reden über Gott hin zur persönlichen Anrede. Aus dem „der Herr ist mein Hirte…“ wird plötzlich das persönliche Sprechen mit Gott „.denn du bist bei mir“. Ich darf spüren, Gott sorgt für mich mit seinen Mitteln. Er hat den Überblick.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Zum Bild der Gastfreundschaft inmitten des Lebens gehört auch der Gedanke: Gott hat mich gerne bei sich. Wenn ich irgendwo innehalte, wenn ich zu Hause im Wohnzimmer sitze, wenn ich nach draußen schaue oder wenn ich mit anderen zusammen bin: Gott sitzt gern mit am Tisch.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Nichts kann mich von diesem großen Gott trennen. Es ist so viel Gutes da! Ich kann im Hause des Herrn leben – im Reich Gottes hier und jetzt: zu Hause, beim Einkaufen, bei der Arbeit, im Krankenhaus, im Cafe, überall. Der Herr ist mein Hirte. Er sichert mir zu „Ich bin für dich da“. In dieser Gegenwart kann ich bleiben – mein Leben lang.
Amen
Dr. Walter Theymann