Nachruf für Pfarrer i.R. Traugott Vitz

Nach kurzer schwerer Erkrankung ist Pfarrer in Ruhe Traugott Vitz am frühen Morgen des 11. Oktober 2024 im Alter von 74 Jahren im Krankenhaus gestorben.

Vor beinahe 10 Jahren hatten wir ihn in Hilden in den Ruhestand verabschiedet. In unserer Gemeinde hat er nach seiner vorherigen Pfarrstelle in Essen-Kray zwanzig Jahre lang die erste Pfarrstelle mit der damaligen Zuständigkeit für den Hildener Osten inne gehabt.
Weil sein wenig behaarter, äußerst kluger Kopf im Freien stets geschützt sein wollte, erkannte man Traugott Vitz von weitem schon als „Mann mit Hut“ und auf den Friedhöfen als „Pfarrer mit Barett“.

Wir Pfarr-Kolleginnen und -Kollegen konnten immer alle noch etwas von ihm lernen, wenn wir uns unter die Kanzel „unseres besten Predigers“ setzten, denn er war ein Meister des Wortes und ein scharfsinniger Theologe.
Seine gut artikulierte Sprechstimme konnte man daneben auch regelmäßig im Radio hören, denn er gehörte lange zum Team der Theologinnen und Theologen der WDR-Morgenandachten.
Und bei guter Singstimme war Traugott Vitz ebenfalls.

Um unseren Gemeindebrief „Blick“ kümmerte er sich innerhalb seiner Dienstzeit als Chefredakteur wie um ein eigenes Kind und gab ihm seine damalige ganz persönliche Prägung.

„Siegelfarbe ist schwarz, bitteschön!“ bläute der uns ein, der sich in den Paragraphen unserer Kirchenordnung so gut auskannte wie niemand sonst von uns. – Dennoch kam ihm der Mensch immer vor dem Gesetz.

Traugott Vitz hat seinen Beruf geliebt und war darin von starkem Pflichtbewusstsein geprägt.
Mit großer Loyalität hat er z.B. die schmerzliche Presbyteriums-Entscheidung zur Aufgabe der damaligen Jesus-Christus-Kirche am Clarenbachweg mitgetragen, hat selbst eine „evangelische Prozession“ zum Umzug der Abendmahlsgeräte und anderer Gegenstände über die Mittelstraße zur Reformationskirche angeführt und danach die Traurigkeit und Wut ausgehalten, die solch eine Entscheidung bei Gemeindegliedern natürlich nach sich zieht.

Traugott Vitz war Computer-Fan. Bei seinen häufigen Streifzügen durchs Internet fiel ihm auch immer mal die eine und andere skurrile „Fundsachen“ in die Hände, die er dann per Mail mit Augenzwinker-Smiley kommentiert verschickte.

Nachdem er noch im Pfarrdienst nebenher der Frage nachging, wie denn Admiral Nelson bei der Schlacht am Cap Trafalgar wirklich ums Leben gekommen ist, vertiefte er sich um Ruhestand in die Aufarbeitung der Schicksale von Flugzeug-Piloten, die während des 2. Weltkriegs ums Leben gekommen waren, schrieb kleine Bücher darüber und erreicht sogar die Aufstellung einer Gedenktafel für einen dieser Piloten in Essen.

Auf manch einen Menschen hat Traugott Vitz eher hölzern gewirkt und zuweilen sozial etwas unaufmerksam. Die einen haben das nicht mit ihrem Wunschbild von einem Pfarrer übereinbekommen. Wer ihn aber so nahm und sich im Kontakt mit ihm darauf einstellte, hat sehr von ihm profitiert. Wie zum Beispiel ich.

Pfarrerin Sonja Schüller

PS: Die Familie von Traugott Vitz bittet zu respektieren, dass sie ihn im kleinen Kreis beerdigen möchte, so dass Datum und Ort nicht veröffentlicht werden.