Gottesdienst am Palmsonntag 5.4.2020

Begrüßung

Wir gehen hinein in die Woche, die uns dem Leiden Jesu nahe bringt. Erst umjubelt und dann fallengelassen, erst stürmisch gefeiert und dann verstoßen: so ging er den Weg der Liebe.

In dieser Woche hat Gott Großes getan, genauso groß wie in der Woche, in der er die Welt erschaffen hatte, – sagte der Reformator Martin Luther.

In Jerusalem feierte man schon im 3. Jahrhundert die ganze Heilige Woche, vom Sonntag Palmarum bis zur Feier der Osternacht. Hier bemühte man sich, den Weg Jesu so treu wie möglich nachzugehen; alle Akte wurden nicht nur in der Vorstellung, sondern leibhaftig vollzogen.

Ecclesia, das ursprüngliche griechische Wort für Kirche, heißt herausgerufen zu sein, Zusammenkommen. Dass dies in dieser besonderen Woche für uns als Christen nicht möglich ist, schmerzt uns sehr.

Schön, wenn wir wenigstens auf diese Weise die Gelegenheit haben, uns auf diese besondere Woche einzustellen.

Orgelstück: Pachelbel Präludium in e-moll

Der Psalm des Palmsonntags ist der 69. Psalm, den Frau Schüller und ich im Wechsel beten. Sie haben die Möglichkeit, ihn mitzulesen:

Psalm 69 im Wechsel  (EG 732,1+2)

Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.

Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.

Ich habe mich müde geschrien,
mein Hals ist heiser.

Meine Augen sind trübe geworden,
weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.

Ich aber bete zu dir, Herr, zur Zeit der Gnade;
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.

Errette mich aus dem Schlamm,
dass ich nicht versinke,

dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen,
und aus den tiefen Wassern;

dass mich die Flut nicht ersäufe und die Tiefe nicht verschlinge
und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe.

Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;
wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit

und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte,
denn mir ist angst; erhöre mich eilends.

Nahe dich zu meiner Seele und erlöse sie,
Gott, deine Hilfe schütze mich! Amen.

Wer in diesen Tagen Nachrichten sieht oder Zeitung liest, der wird mit vielerlei Leid konfrontiert. Menschen, die in Krankenhausfluren liegen und oft nur unzureichend versorgt werden können. Das schier unermessliche Leid dieser Menschen droht mich immer wieder zu überfordern. Doch was tun, wenn wir als Christinnen und Christen dem Leid ohnmächtig gegenüber stehen?

“Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken”, lautet der Anfang des Passionsliedes von Christian Fürchtegott Gellert, das Wochenlied der jetzt beginnenden Karwoche.

Sich diesen Gott in seinem Leiden zu vergegenwärtigen ist nicht einfach. Etwas in uns Menschen strebt danach, dem Leid auszuweichen. Die Auseinandersetzung mit dem Leid, sei es unser eigenes, das unserer Geschwister oder das unseres Heilands, steht dem unweigerlich entgegen. Deshalb rufen wir in dem Lied Gott an: “Stärke mich, dein Leiden zu bedenken”.

Friedhelm Haverkamp spielt die Intonation und eine Choralstrophe EG 91

1. Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.

2. Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unsrer Statt gemartert und zerschlagen,
die Sünde tragen:

3. welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt; ich seh und ich empfinde
den Fluch der Sünde.

4. Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken
am Kreuz erblicken.

5. Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
so sei’s doch mir, trotz allen frechen Spottes,
die Weisheit Gottes.

6. Es schlägt den Stolz und mein Verdienst darnieder,
es stürzt mich tief, und es erhebt mich wieder,
lehrt mich mein Glück, macht mich aus Gottes Feinde
zu Gottes Freunde.

7. Da du dich selbst für mich dahingegeben,
wie könnt ich noch nach meinem Willen leben?
Und nicht vielmehr, weil ich dir angehöre,
zu deiner Ehre.

8. Ich will nicht Hass mit gleichem Hass vergelten,
wenn man mich schilt, nicht rächend wiederschelten,
du Heiliger, du Herr und Haupt der Glieder,
schaltst auch nicht wieder.

9. Unendlich Glück! Du littest uns zugute.
Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute.
Du hast mein Heil, da du für mich gestorben,
am Kreuz erworben.

10. Wenn endlich, Herr, mich meine Sünden kränken,
so lass dein Kreuz mir wieder Ruhe schenken.
Dein Kreuz, dies sei, wenn ich den Tod einst leide,
mir Fried und Freude.

Text: Christian Fürchtegott Gellert 1757

Lesung und Predigttext (Markus-Evangelium 14, Verse 3-9)

Die Salbung in Betanien

3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. 4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. 6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

Ansprache

Zwei Strophen eines Gedichtes von Conrad Ferdinand Meyer:

Ein spitz Geflüster regte sich am Tisch,
Wie der getretnen Viper scharf Gezisch:
„Das duftet! Tausend oder mehr Denar
Verduften mit! Ich wollt’ wir hätten’s bar!

Bei Levi legten wir’s auf Zins geschwind
Und draus erzögen wir ein Waisenkind —“
„Still,“ sagt’ der Göttliche, „laß unentweiht,
Wer liebt, verschwendet allezeit.“ (Conrad Ferdinand Meyer)

Orgel-Meditation: Johannes Brahms, Choralvorspiel „Herzliebster Jesu“ aus op. posth. 122

 Fürbitten

Wir bitten dich, Herr,
der du in den Tod gingst, damit wir leben, 
für alle, die von dem Virus betroffen sind,
für alle, die erkrankten,
für die, die einen Toten zu beklagen haben,
für alle, die nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht.

Wir bitten dich, Herr,
der du in den Tod gingst, damit wir leben,
für alle, die erniedrigt werden,
die nur noch das nackte Dasein haben,
die in Schlamm und Kälte vor verschlossenen Grenzen ausharren,
deren Familien zerrissen sind,
deren Hab und Gut und Heimat in Schutt und Asche liegt.

Wir bitten dich, Herr,
der du in den Tod gingst, damit wir leben,
für alle, die verachtet sind,
die als Minderheiten von anderen verfolgt werden,
die wegen ihrer Rasse als Menschen zweiter Klasse gelten,
die in ihrer Armut nichts mehr zählen,
die niemanden haben, der für sie einsteht.

Wir bitten dich, Herr,
der du in den Tod gingst, damit wir leben,
für alle, die dich mit falschem Jubel empfangen,
die Verblendeten, die dich mit ihren eigenen Interessen verwechseln,
die Ängstlichen, die dich um Beistand bitten, wo sie selbst handeln müssten,
die Selbstgerechten und Heuchler,
die mit deinem Namen Verbrechen rechtfertigen.

Alles andere bringen wir vor Gott mit den Worten Jesu Christi:  

Vater Unser

Segen

Orgelnachspiel: Johannes Brahms, „Schmücke dich, o liebe Seele“

Kollektenempfehlung:

Diakonische Aufgaben der Kirchengemeinde Hilden:

Verwaltungsamt Mettmann
IBAN DE98 3506 0190 1013 7850 11
bei der KD-Bank Duisburg

Unter Angabe des Verwendungszweckes: Diakoniekollekte

Kollektenzweck des Palmsonntages:

https://www.kd-onlinespende.de/organisation/ev-kirche-im-rheinland/display/frame.html

Wer sich in seiner freien Zeit mit dem Thema dieser Karwoche beschäftigen möchte, findet gute Anregung in einzelnen Kapiteln unter folgendem Link:

https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/fuer_uns_gestorben2015.pdf

Vielen Dank an Friedhelm Haverkamp für die Einspielung der Orgelstücke.

Ich freue mich über Rückmeldungen zu diesem Gottesdienst:

Joachim.Roensch@ekir.de